Atomen bei der Arbeit zuschauen, um Reibung zu verstehen

EagleBurgmann entwickelt reibungsarme Gleitringdichtungen für Kernkraftwerke
 

KeyVisual_CaseStudy_Atomen bei der Arbeit zuschauen
Situation:

Länder wie Kanada, Südkorea und Argentinien setzen bei der Energiegewinnung durch Kernkraft auf Schwerwasser-Reaktoren (auch: CANDUReaktoren von „Canada Deuterium Uranium“). Im Gegensatz zu den in Europa vorwiegend betriebenen Druck- und Siedewasserreaktoren können beim CANDU-Reaktor Brennelemente  während des laufenden Betriebs ausgetauscht werden, wodurch sich die Reaktorverfügbarkeit erhöht. Die Abdichtung der dafür verwendeten hydraulischen  Belademaschinen stellt eine große technische Herausforderung dar.

Herausforderung:

Die kanadische CANDU Owners Group (COG) hatte mit Ausfällen der verwendeten Gleitringdichtungen zu kämpfen, die zu kostspieligen Stillständen führten. 

Die Anforderungen an die neue Dichtung waren hoch: Bei einem Druck von 120 bar und Drehzahlen von 261 Umdrehungen pro Minute sollte sie Drehmoment und  Leckage auf ein Minimum beschränken. Zudem musste sie für einen Wechselbetrieb ausgelegt sein, da die RAM-Maschine zum Öffnen und Schließen der  Reaktorröhren jeweils entgegengesetzt dreht.

Lösung:

Reibungsarme Gleitringdichtung für Kernkraftwerke mit geringer Leckage, hoher Zuverlässigkeit und langer Lebensdauer.

 

 

Länder wie Kanada, Südkorea und Argentinien setzen bei der Energiegewinnung durch Kernkraft auf Schwerwasser-Reaktoren (auch: CANDUReaktoren von „Canada Deuterium Uranium“). Im Gegensatz zu den in Europa vorwiegend betriebenen Druck- und Siedewasserreaktoren können beim CANDU-Reaktor Brennelemente  während des laufenden Betriebs ausgetauscht werden, wodurch sich die Reaktorverfügbarkeit erhöht. Die Abdichtung der dafür verwendeten hydraulischen  Belademaschinen stellt eine große technische Herausforderung dar. Die kanadische CANDU Owners Group (COG) hatte mit Ausfällen der verwendeten  Gleitringdichtungen zu kämpfen, die zu kostspieligen Stillständen führten. Für die Entwicklung einer passenden Lösung begaben sich die Materialwissenschaftler von EagleBurgmann auf eine Forschungsmission, die sie bis auf die atomare Ebene hinabführte.

Die RAM-Wechselmaschinen sind komplexe hydraulische Systeme und für den störungsfreien Betrieb des Reaktors elementar. Ein wichtiger Bestandteil dieser  Vorrichtungen ist eine Gleitringdichtung, die das druckbeaufschlagte Beladerohr der RAM-Maschine gegen ihr Antriebsgetriebe abdichtet. Die bisher verwendeten Dichtungen hielten den Belastungen nicht zuverlässig stand und versagten häufig. Die COG entschied sich deshalb, für diese kritische Stelle eine neue Gleitringdichtung auszuschreiben.

Die Anforderungen an die neue Dichtung waren hoch: Bei einem Druck von 120 bar und Drehzahlen von 261 Umdrehungen pro Minute sollte sie Drehmoment und  Leckage auf ein Minimum beschränken. Zudem musste sie für einen Wechselbetrieb ausgelegt sein, da die RAM-Maschine zum Öffnen und Schließen der  Reaktorröhren jeweils entgegengesetzt dreht. Nicht zuletzt sollte die neue Dichtung die größte Schwachstelle der bisherigen Komponenten ausmerzen und  zuverlässig funktionieren. Bei einem Dichtungsversagen summieren sich die Kosten für den Betreiber durch Wartungsaufwände und entgangene Umsätze auf 500.000 bis zu einer Million Dollar pro Tag. Außerdem werden Wartungstechniker bei der Arbeit an der RAM-Maschine einer erhöhten Strahlendosis ausgesetzt.

 

Unerwartetes Problem erfordertwissenschaftliche Herangehensweise

Die Entwicklung der Gleitringdichtung konfrontierte die Ingenieure von EagleBurgmann mit einem unerwarteten Problem: „Unter bestimmten Umständen erhöhte sich nach mehreren Drehzyklen das Drehmoment der Dichtung signifikant – ein Verhalten, das wir im Voraus nicht erwartet hatten“, erläutert Jens Hofmann, Head  of Technical Sales Support Pump Seals Power, Mining, Pulp & Paper, Water bei EagleBurgmann. Um dem sprunghaften Anstieg des Reibungswiderstands auf den Grund zu gehen, nahmen die Materialexperten von EagleBurgmann die atomaren Bindungskräfte zwischen den Gleitflächen genauer unter die Lupe. Dazu führten  sie in Zusammenarbeit mit den Kollegen ihres Mutterkonzerns, der Freudenberg Gruppe, eine atomistische Simulation durch. 

„Wir konnten beobachten, dass beim leckagefreien Betrieb ohne Medium zwischen den Gleitflächen Kaltverschweißungen zwischen einzelnen Kohlenstoffatomen auftraten. Die Gleitflächen wurden auf molekularer Ebene miteinander verzahnt“, erklärt Hofmann. Auf Basis dieser Erkenntnis tasteten sich die Experten mit  weiteren Simulationen an die optimale Materialkombination heran. Letztlich wurde eine Materialpaarung aus einer kristallinen Diamantschicht und einer
Siliziumkarbid-Gleitfläche eingesetzt. „Diese Kombination reduziert Kaltschweißeffekte und sorgt für einen dauerhaft niedrigen Reibungswiderstand. Auch der Verschleiß an den Flächen reduziert sich durch die neue Werkstoffpaarung. Dadurch erhöht sich die Lebensdauer der Dichtung auf vier Jahre – fast fünfmal so lang wie mit den Vorgängerdichtungen“, führt Hofmann aus.

Da die Gleitringdichtungen in unmittelbarer Nähe des Reaktors eingesetzt werden, stellte der Kunde besondere Anforderungen bezüglich Qualität, Sorgfalt und  Transparenz. Vor der Auslieferung wird jede einzelne Gleitringdichtung auf einem speziellen Prüfstand eingehenden Tests unterzogen, um die Betriebsbedingungen in der RAM-Wechselmaschine zu simulieren. Alle verwendeten Werkstoffe und Bauteile wurden zudem auch dahingehend ausgewählt, dass sie eine möglichst lange Lagerzeit ermöglichen, damit die Betreiber die Ersatzteilverfügbarkeit problemlos selbst gewährleisten können. „In den RAM-Dichtungen werden beispielsweise nur O-Ringe verwendet, die gerade erst hergestellt wurden“, führt Hofmann aus. „Durch solche Maßnahmen können wir eine lange Haltbarkeit garantieren. Eingelagerte Dichtungen muss der Kunde erst nach Jahren überprüfen.“ Auch bei der Verpackung sind für die Industrie spezifische Vorgaben zu erfüllen, wie Hofmann ausführt. „Die fertigen Dichtungen werden in Sonderfolie eingeschweißt, die für den Nuklearbereich zugelassen ist. Sie ist frei von Chloriden und anderen korrosiven  Bestandteilen.“

EagleBurgmann hat sich für das Projekt nach dem kanadischen Kernkraftwerk-Standard zertifizieren lassen. Von einer Auditierung des gesamten Unternehmens sowie der Fertigungsprozesse über die Auswahl geeigneter Werkstoffe bis hin zur Zulassung der Lieferanten – in jedem Teil des Prozesses hat EagleBurgmann die  Voraussetzung dafür geschaffen, dass die COG ein bestmöglich gefertigtes und dokumentiertes Produkt erhält.

Jahrzehntelange Erfahrung in Projekten der Nukleartechnik auf der ganzen Welt und eine hohe Materialexpertise sorgen dafür, dass EagleBurgmann auch für herausforderndste Einsatzszenarien wirkungsvolle und zuverlässige Lösungen entwickeln kann. EagleBurgmann verfügt außerdem über die nötige Flexibilität, Prozesse anforderungsgerecht an individuelle Kundenstandards anzupassen.

„Wir betreuen zahlreiche Kunden in der Nuklearindustrie und kennen deshalb die besonderen Ansprüche der Branche“, erklärt Hofmann. „Mit unserer Erfahrung und Expertise können wir deshalb nicht nur anforderungsgerechte technische Lösungen entwickeln, sondern beherzigen die besonderen Standards der Branche in jedem Prozessschritt.“ Die neuentwickelten Dichtungen von EagleBurgmann haben sich bei Betreibern schnell als Standardbauteil etabliert.

  • Sehr niedrige Reibung durch optimale Werkstoffpaarung
  • Geringe Leckage
  • Ersetzt bisherige Lösung auf gleichem Bauraum
  • Hohe Zuverlässigkeit und lange Lebensdauer

Weitere Referenzprojekte

KeyVisual_CaseStudy_National Grid
Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland

10 Jahre Verlässlichkeit: Ausfallschutz für das Herzstück der britischen Gasversorgung

Reißt in Großbritannien die Gasversorgung ab, hat das elementare Auswirkungen: Bei Haushalten und Industriekunden fallen nicht nur Heizungen und Gasöfen aus, sondern seit dem Umstieg von Kohle- auf Erdgaskraftwerke auch der Strom. Die Unternehmen entlang der Wertschöpfungs- und Transportkette sind somit auf zuverlässige Technik angewiesen.

Lesen Sie die ganze Case Study
KeyVisual_CaseStudy_Hengli.jpg
China, Festland

10 Jahre voraus

Zwischen Juni 2017 und März 2019 errichtete die Hengli Group in der chinesischen Hafenstadt Dalian einen integrierten Raffinerie- und Chemiekomplex, in dem jährlich 20 Millionen Tonnen Rohöl verarbeitet werden. EagleBurgmann beriet das Unternehmen Hengli bei der Auswahl der Gleitringdichtungen und Versorgungssysteme für die gesamte Anlage und lieferte mehr als 95 % der eingesetzten Komponenten.

Lesen Sie die ganze Case Study
Feuer und Flamme_DRO_Head3
Deutschland

100 Prozent bei 300 Grad

In Drehrohröfen geht es heiß zu, sehr heiß sogar. Bei der Herstellung von Zement zum Beispiel misst das Thermometer mehr als 1.000 Grad Celsius. Dichtsysteme von EagleBurgmann, einem Unternehmen der Freudenberg Gruppe und EKK, leisten unter diesen „feurigen“ Hochtemperatur-Bedingungen nachhaltige Beiträge für Umweltschutz, Energieeffizienz und Prozesssicherheit.

Lesen Sie die ganze Case Study
KeyVisual_CaseStudy_Latex.jpg
Deutschland

Abdichtung von Polymerdispersion (Latex)

Die Förderung von Latex stellt eine große Herausforderung für die, in den Pumpen und Reaktoren eingesetzten, Gleitringdichtungen dar. Eines der deutschen Service-Center von EagleBurgmann arbeitet mit dem Betreiber des Chemieparks Marl zusammen und liefert seit vielen Jahren individuelle Dichtungslösungen an den Chemie-Verbundstandort.

Lesen Sie die ganze Case Study
KeyVisual_CaseStudy_Atomen bei der Arbeit zuschauen
Kanada

Atomen bei der Arbeit zuschauen, um Reibung zu verstehen

Länder wie Kanada, Südkorea und Argentinien setzen bei der Energiegewinnung durch Kernkraft auf Schwerwasser-Reaktoren (auch: CANDUReaktoren von „Canada Deuterium Uranium“). Im Gegensatz zu den in Europa vorwiegend betriebenen Druck- und Siedewasserreaktoren können beim CANDU-Reaktor Brennelemente während des laufenden Betriebs ausgetauscht werden, wodurch sich die Reaktorverfügbarkeit erhöht.

Lesen Sie die ganze Case Study
KeyVisual_CaseStudy_DF-Cartex_Fermenter
Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland

Bereit für den Trockenlauf

Ständig wechselnde Betriebsbedingungen beanspruchen die Dichtungen von Pumpen in der Produktion von Antibiotika-Wirkstoffen extrem. DiamondFace-Technologie verlängert die Lebenszeit der Dichtungen deutlich und ermöglicht, durch Rationalisierung die Lagerkosten zu senken.

Lesen Sie die ganze Case Study
Alle Referenzen anzeigen
Newsletter

Excellence in Practice

Mit unserem E-Mail Newsletter „Excellence in Practice“ sind Sie immer bestens über aktuelle Produkte, Referenzen und Dienstleistungen von EagleBurgmann informiert.